Ortsgeschichte von Schmidtheim

Frühzeit

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Spuren der Anwesenheit von Menschen in vorrömischer Zeit sind aus dem Walddistrikt Eichholz überliefert.
Aufschluss der Römerstraße im Wald Olbrück vor Blankenheimerdorf (2007)

Römerzeit

Die Römerstraße Trier-Köln berührt Schmidtheimer Gemeindegebiet, nahe dieser Straße finden sich Reste einer römischen Bebauung

5.-8. Jh.
Die Franken besiedeln nach und nach die fruchtbare Blankenheimer Kalkmulde, zu der auch Schmidtheim gehört. Dahlem, Baasem und Schmidtheim werden vermutlich im 7. Jh. als fränkische Siedlung gegründet; Eisenerzvorkommen, die Verhüttung, sowie die Bearbeitung des Eisens geben der Siedlung den Namen „Schmiedeheim“.

wappen-schmidtheimDie drei silbernen Hämmer gehören vermutlich zum Wappen der Herren von Schmidtheim, denn der älteste Nachweis, ein Wappenstein, stammt erst aus dem Jahr 1511, als Eva von Schmidtheim den Daem Beissel von Gymnich heiratete. Die Hämmer symbolisieren die Bedeutung der Eisenbearbeitung, daher der Ortsname „Schmiedeheim“ – Schmidtheim.

 

 

867
Der Ort Schmidtheim wird zum ersten Mal schriftlich erwähnt als „Smideheim“ (in der Abschrift einer Urkunde des 10. Jh. im „Liber aureus“ der Abtei Prüm): Kaiser Lothar III. tätigt einen Gütertausch zwischen sich und einem gewissen Otbert, einem Dienstmannen des im Eifelgau begüterten Grafen Matfried, betreffend einen Wald, der zwischen Baasem und Schmidtheim gelegen war: „silva inter Smideheim et Basenheim“..

Die erste schriftliche Erwähnung der Orte Schmidtheim (8. Zeile von unten, 1. Wort „smideheim“) und Baasem (a.a.O. 3. Wort „basenheim“) in der Prümer Urkunde von 867. Drei Zeilen darüber steht auch der älteste Beleg für den Ort Dahlem (2. Wort „dalaheim“).

 

 

10. bis 13. Jh.
Eine Ortsherrschaft der Edelherrn und Ritter von Schmidtheim bildet sich heraus, die sich aber gegenüber mächtigeren Nachbarn nicht behaupten kann. Schmidtheim ist bald als Unterherrschaft der Herren von Dollendorf bzw. von Dollendorf-Kronenburg anzusehen; das bedeutet, dass der einst unabhängige Gerichtsbezirk Schmidtheim an die Herrschaft Dollendorf übergeht.

Blick über die ehemalige Wasserbrücke auf das Schmidtheimer Schloss mit dem stattlichen Wohnturm rechts, dem ältesten Teil der Anlage (Foto 2006).

1198
Die Brüder Heinrich und Godfried „van Smydehem“ treten in einer Urkunde als Zeugen auf, das ist die erste Erwähnung des Schmidtheimer Herrengeschlechts.

1288
Die Abhängigkeit derer „von Schmidtheim“ wird darin deutlich, dass sie zum Dollendorfer Aufgebot drei Bewaffnete stellen müssen, die dann auch an der Schlacht bei Worringen teilnehmen. Die Schmidtheimer sind gleichzeitig Dienstmannen der Herren von Schleiden und der Herren von Blankenheim (Doppelvasallität).

eva-von-schmidtheim14. Jh.
Die Edelherrn und Ritter von Schmidtheim finden wir als Urkundszeugen und Mitsiegler bei verschiedenen Rechtsakten.
1340
Dieses Jahr bringt die wohl einschneidendste Wende in der Geschichte der Unterherrschaft Schmidtheim mit sich. Friedrich von Dollendorf und seine Gattin müssen für sich und alle ihre Erben und Nachkommen auf Schmidtheim verzichten zugunsten des Herrn Arnold von Blankenheim. Er war fortan unangefochten Grund-, Lehns- und Landesherr von Schmidtheim. Die Burg zu Schmidtheim gehörte aber offenbar nicht zu dem erworbenen Güterkomplex. Sie war vermutlich vorher schon ein Schleidener Lehen.

Eva von Schmidtheim, die Erbtochter Arnolds von Schmidtheim (Porträt auf Schloss Frens). Im Hintergrund das Schloss Schmidtheim.

16. Jh.
Waldnutzungs- und Weiderechte führen im Folgenden immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Herren von Schmidtheim und seinen Untertanen.

16.-19. Jh.
Erstere steigen im Schleidener Tal und in Kronenburg in die Eisenindustrie ein. Viele Männer aus Schmidtheim und Umgebung arbeiten als Köhler, Holzfäller, Bergmänner und Fuhrleute bis Mitte des 19. Jh., als die Eisenverhüttung unrentabel wird.

16. Jh.
Reinhard Beissel von Gymnich d.Ä. ist fast 50 Jahre Amtmann zu Kerpen und zu Kronenburg.

um 1590
Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen an der Burg; ein Hospital wird an der Urft errichtet.

um 1596
Übergriffe spanischer Truppen auf Schmidtheim, Wiesbaum und Marmagen

hexen1597/1603
Eine erste Welle von 12 überlieferten Hexenprozessen mit Todesurteilen rollt über Schmidtheim, inszeniert von Reinhard Beissel von Gymnich d. J.

1630-31
Eine zweite Welle von rund 50 Hexenprozessen mit 42 Todesurteilen rollt über Schmidtheim, betrieben von Bertram Beissel von Gymnich. Fast jeder zehnte Einwohner wird damit ein Opfer des Hexenwahns. Das soziale Geflecht der Schmidtheimer Dorfgesellschaft ist durch ein Klima aus Angst und Denunziation extremen Belastungen ausgesetzt.

 

bertram-beissel

 

Porträt des Bertram Beissel von Gymnich (1591-1648). Unter seiner und seines Vaters Herrschaft fanden in Schmidtheim Hexenverfolgungen statt.

 

 

 

 

 

 

kirche1618-48
Zugleich spüren die Menschen immer wieder die Greuel und Belastungen des 30jährigen Krieges: Einquartierungen, Fouragelieferungen an die durchziehenden Truppen und Kriegssteuern bringen viele Menschen an den Rand ihrer Existenz.

1681
Das Haus Blankenheim unter dem Grafen Salentin Ernst erwirbt nach jahrelangem Bemühen von den Vormündern des Hauses von der Mark zu Schleiden die Burg zu Schmidtheim mit allen Erblehen.

18. Jh.
Die Zeiten beruhigen sich, die Bauern können ihre Scholle ohne größere Störung bearbeiten; der Viehbestand kann sich vermehren. Kaiserin Maria-Theresia sorgt dafür, dass auch in Schmidtheim die Kartoffel bekannt wird. Viele Schmidtheimer sind in den Eisenerzbergwerken beschäftigt, auch in Schmidtheim wird das Erz in Stollen abgebaut.

1720
In Schmidtheim wird eine neue Pfarrkirche unter dem Pfarrer Jean Jannet gebaut.

1794-1814
Schmidtheim wird Teil der französischen Republik, die alte politische und verwaltungsrechtliche Ordnung gehört der Vergangenheit an. Die Herren von Schmidtheim verlieren ihre Privilegien, behalten aber ihr Besitztum und sind unter Napoleon Mitglied im Generalrat des Rur-Departements in Aachen.

um 1800
Schmidtheim zählt rund 350 Einwohner. Das Führen von Zivilstandsregistern wird angeordnet.

1806
Die den Bewohnern von Schmidtheim zur Verfügung stehende Landfläche, die Allmende, wird erweitert und neu vermessen. Sie heißt nun Konsortenland und beträgt ca. 725 Morgen. Es steht den damals 61 in Schmidtheim ansässigen Familien zur gemeinsamen Weidenutzung zur Verfügung. Die Konsortengemeinschaft wird erst 1954 aufgelöst.

1816
Schmidtheim kommt mit Nettersheim und Urft nach dem Wiener Kongress zur neu geschaffenen Bürgermeisterei Marmagen. Franz Ludwig von Beissel Gymnich wird vom preußischen König in den Grafenstand erhoben. Die Beissels erwerben in den folgenden Jahren die Gutshöfe Altenburg, Recherhof und Leuteratherhof.

1816/1829
Franz Ludwig Beissel von Gymnich wird 1816 vom preußischen König zum Landrat von Bergheim ernannt. Sein Sohn Richard ist 1829 erst Landrat von Gemünd, dann bis 1863 erster Landrat des Kreises Schleiden.

1819
Schmidtheim einschließlich der Bürgermeisterei Marmagen wird wie die Bürgermeisterei Kronenburg (mit Kronenburg, Baasem und Dahlem) dem Amt Blankenheim zugeschlagen, dann wird Schmidtheim zum Amtssitz erklärt.

bahnhof1850-1871.
Obwohl unter der Preußenherrschaft um 1850 die verkehrstechnische Erschließung beginnt und die Straße Trier-Köln, die heutige B 51, sowie die Landstraße zwischen Schmidtheim und Milzenhäuschen ausgebaut werden, kommt es zu einem spürbaren Wirtschaftsaufschwung erst durch die Fertigstellung der Eisenbahnlinie Köln-Trier 1870/71. Schmidtheim erhält den höchstgelegenen Bahnhof der Eifel (554m)

Der Bahnhof von Schmidtheim aus dem Jahre 1871, 555 m ü.NN und an der Wasserscheide zwischen Mosel und Maas gelegen.

1899
Otto Graf Beissel von Gymnich gründet am Bahnhof ein Sägewerk, das erst Ende des 20. Jh. seinen Betrieb einstellt. Da auch in seinem Forstbetrieb viele Arbeiter gebraucht werden, zählt ist er zu den größten Arbeitgebern der Region.

viehherdeum 1900
Schmidtheim zählt rund 550 Einwohner.

1903/04
Zentrale Wasserversorgung, 1912 kommt die Elektrizität nach Schmidtheim.

1905
Das Konsortenland wird an die Gemeinde abgetreten, aber weiter bis 1954 als Viehweide genutzt.
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Blick auf die Gemeindeviehherde, die bis 1954 täglich zweimal am Tag den gesamten Verkehr im Dorf lahm legte.

 

bahnbruecke1922
Am Ortsausgang Richtung Milzenhäuschen wird ein neuer Friedhof angelegt, in Eigenleistung kommt 1923 eine Kriegergedächtniskapelle hinzu, die an die Toten des 1. Weltkriegs erinnern soll.

1938-45
Schmidtheim gehört zur „Luftverteidigungszone West“, im Gemarkungsbereich entstehen Bunker- und andere Verteidigungsanlagen, ehe Hitlers Truppen 1939 in Polen einmarschieren. Bald schon spüren die Bewohner angesichts der zunehmenden Fliegerangriffe die Nöte des Krieges. Französische und russische Kriegsgefangenenlager werden am Bahnhof errichtet.

1945
Am 7. März sind die amerikanischen Truppen in Schmidtheim. Die Eisenbahnbrücke, die das Unter- vom Oberdorf trennt, wird noch kurz zuvor von deutschen Soldaten gesprengt.

1947
Die Eisenbahn nimmt im Dezember wieder den Betrieb auf

Die Eisenbahnbrücke aus dem Jahre 1870/71, die von deutschen Soldaten kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner gesprengt wurde.

1953
Schmidtheims Einwohnerzahl erreicht die 1000-Marke.

1964-66
Erweiterung der alten Pfarrkirche unter Pfarrer Matthias Kopp.

1969
Kommunale Neugliederung: Ende des Amtes Schmidtheim und Neubildung der Gemeinde Dahlem (es ist der einwohnerstärkste Ort) mit den Orten Baasem, Berk, Dahlem, Frauenkron, Kronenburg und Schmidtheim. Das alte Amtsgebäude wird zum Verwaltungssitz gewählt.

1972
Auflösung des Kreises Schleiden, Schmidtheim kommt zum Kreis Euskirchen.

1980
Schmidtheim hat 1314 Einwohner

luftbild-schlossDie Luftaufnahme ist ein Beweis für die frühere zentrale Bedeutung der Burg bzw. später des Schlosses, weil sich in seiner Nähe wichtige Gebäude befinden. Pfarrkirche, Schule, Kapelle, gräfliche Rentei und Schlossgarten bilden ein historisch gewachsenes Ensemble. Am oberen Bildrand rechts befand sich früher zudem noch ein Hospita.

 

2007
Am 2. September fand in Schmidtheim ein sogenannter „Dorfaktionstag“ statt, bei dem der Ort mit über 100 Ausstellern (Private, Gewerbetreibende, Vereine) einem Publikum aus nah und fern das neue Schmidtheim vorstellte. Der immer noch weitgehend land- und forstwirtschaftlich geprägte Ort, ergänzt durch eine beachtenswerte gewerbliche Entwicklung, zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite, nicht nur als interessantes Wohngebiet, sondern auch ein günstiger Gewerbestandort.

Zusammengestellt von Bodo Bölkow